Reizdarm Symptome
Bei einer Reizdarmerkrankung können viele unterschiedliche Symptome auftreten. Es verlaufen nicht alle
Reizdarmerkrankungen gleich, daher können auch die Beschwerdebilder differenziert ausfallen.
Die Symptome sind abhängig von der Ursache der Erkrankung. Etwa 10 bis 20 Prozent der Bundesbürger sind am
Reizdarmsyndrom erkrankt, die Dunkelziffer ist hoch. Eine Therapie ist erst möglich, wenn das Reizdarmsyndrom
sicher diagnostiziert ist und andere Erkrankungen ausgeschlossen werden konnten.
Patienten mit Reizdarmsyndrom können folgende Symptome zeigen:
- Durchfall
- Verstopfung
- Blähungen
- krampfartige Bauchschmerzen
- häufigem Stuhldrang
- Völlegefühl und / oder
- schmerzhaften Gasansammlungen
Diese Symptome treten mit unterschiedlicher Gewichtung und Intensität auf. Dabei sind die Beschwerden nicht nur
individuell verschieden ausgeprägt, sondern sie können bei einem erkrankten Menschen auch täglichen Schwankungen
unterworfen sein. Zudem können die Symptome wochen- oder monatelang fast ganz verschwinden, um dann erneut für
längere Zeit wieder verstärkt aufzutreten. Eine psycho-physische Belastung verstärkt die Symptomatik, woher auch
die Bezeichnung „Reizdarm“ rührt.
Für den Arzt erschwert diese Wechselhaftigkeit die Diagnose und die Patienten sind ständig verunsichert, ob und
wann wieder eine Verschlimmerung eintritt. Trotz dieser Variabilität existiert eine Klassifizierung, die sich an
den verschiedenen Symptomen orientiert. So unterscheidet der Arzt 5 Formen des Reizdarmsymptoms:
Der gemischte oder Mix-Typus (IBS-M) ist gekennzeichnet von Durchfall, der sich mit Verstopfung abwechselt.
Ausschließlich Verstopfung tritt beim Verstopfungs-Typus (IBS-O) auf, während Durchfall als alleiniges Symptom den
Durchfall-Typus (IBS-D) charakterisiert. Unter sehr schweren Blähungen leiden die Patienten mit dem Bläh-Typus und
Menschen mit dem Schmerz-Typus unter gravierenden Bauchschmerzen.
Frauen leiden im Zuge der Erkrankung häufiger an Verstopfung und Bauchschmerzen, während bei Männern eine
Tendenz zu Durchfall zu verzeichnen ist.
Zusätzlich zu den Beschwerden im Magen-Darm-Bereich können auch noch Angst- und Panikattacken hinzukommen. Diese
psychischen Symptome, die Schmerzen und der ständige oder unvermittelt wahrgenommene Stuhldrang verschlechtern auch
die Schlafqualität. Dann beginnt ein regelrechter Teufelskreis, der zur Verstärkung der Erkrankung führt.
Patienten mit Reizdarmsyndrom können ihren Tagesablauf nicht mehr so ungehindert planen, wie gesunde Menschen.
Die Angst vor einer Durchfallattacke zum falschen Zeitpunkt ist für manche Patienten zu groß. Sie fühlen sich nur
sicher, wenn eine Toilette in direkter Nähe ist. Denn der Stuhl mit breiiger bis wässriger Konsistenz ist kaum
kontrollierbar. 3 bis 4 Stuhlgänge am Tag, die zu einem Dreiviertel aus sehr weichen oder wässrigen Fäzes bestehen,
sind die typischen Anzeichen. Entscheidend für die Diagnose ist daneben ein mindestens zu 50 % durchfallartiger
Stuhl. Zudem liegt die ausgeschiedene Menge über dem Durchschnitt bei Gesunden.
Die Häufigkeit des Stuhlgangs ist bei Verstopfung naturgemäß herabgesetzt. Ab einem Abstand von 3 Tagen zwischen
den Defäkationen spricht der Arzt von Opstipation oder wenn der Stuhl sehr hart ist und bei der Ausscheidung starke
Schmerzen verursacht. Bei länger währender Verstopfung entstehen dann Hämorrhoiden.
Die Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom sind vermutlich deshalb so stark, weil die Schmerzrezeptoren der inneren
Organe sensibler geworden sind. Zeitweise können die Beschwerden daher als schwere Krämpfe auftreten, die besonders
in den Abendstunden drohen. Diese tageszeitliche Abhängigkeit ist auch bei den übrigen Symptomen zu beobachten.
Ein Reizdarmsyndrom kann sehr unangenehm und unberechenbar verlaufen. Nicht selten wechseln sich Durchfall und
Verstopfung ab. Dies kann sehr unangenehm sein, weil nach dem erfolgreichen Abgang des verhärteten Stuhls gleich
darauf extremer Durchfall folgen kann. Oft ist eine vollkommene Stuhlentleerung nicht möglich und ein stetiger
Stuhldrang ist die Folge. Betroffene können sich zumeist gar nicht mehr auf ihre Aufgaben konzentrieren, weil die
Gefühle im Bauch die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Verschiedene Ursachen, unterschiedliche Symptome
Ein Reizdarmsyndrom kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigste Ursache ist eine gestörte Darmflora. Die
nützlichen und schädlichen Darmbakterien sind in ein Ungleichgewicht geraten und die Verdauungstätigkeit kann nicht
mehr regelmäßig ablaufen. Auslöser für eine gestörte Darmflora kann Stress, aber auch eine Antibiotikabehandlung
sein. Bifidobakterien werden von Antibiotika abgetötet, sodass schädliche Darmbakterien sich unkontrolliert
vermehren können. Sobald die Verdauung nicht mehr regelrecht verlaufen kann, entstehen Faulgase, die sich nicht nur
durch übel riechende Blähungen bemerkbar machen, sondern auch schmerzhafte Bauchkrämpfe verursachen können.
Reizdarmpatienten, die unter starken, übel riechenden Blähungen leiden, fühlen sich in der Öffentlichkeit nicht
mehr wohl. Starke Blähungen lassen sich häufig nicht unterdrücken. Eindeutige Geräusche sind zu hören und üble
Gerüche lassen sich nicht verhindern. Dieses "ausgeliefert sein", und den Darm nicht beherrschen zu können, lässt
manch Betroffenen verzweifeln. Die Blähungen werden als „funktionell“ bezeichnet, wenn keine Ursachen wie
Laktoseintoleranz oder andere Unverträglichkeiten vorliegen. Die Produktion von hohen Gasmengen im Darmlumen
resultiert aus der Aktivität von Bakterien, die in der krankhaft veränderten Darmflora vermehrt vorkommen. Das
Völlegefühl entsteht schon nach kleinen Mahlzeiten und nicht wie bei Gesunden nach sehr üppigem Verzehr schwerer
Kost. Neben den Blähungen kommt es regelmäßig zu Sodbrennen und entsprechend unangenehmem Aufstoßen. Vergorene
Lebensmittel wie Sauerkraut oder Hülsenfrüchte sollten die Patienten meiden. Statt dessen empfiehlt sich eine
spezielle blähfreie Diät.
Antidepressiva sollen die Auswirkungen der Angst- und Panikattacken lindern und den Stress senken. Der gesamte
Symptomkomplex wirkt sich auf die Betroffenen sehr belastend aus. Dem liegen Wechselwirkungen zugrunde zwischen dem
darmeigenen Nervensystem (Bauchhirn, enterisches Nervensystem), der Darmflora und der Darm-Hirn-Achse. Diese
komplexen Vorgänge erhöhen den Tonus des vegetativen Nervensystems und verstärken so die wahrgenommenen Schmerzen.
Infolge der nervlichen Überreizung treten zusätzliche Symptome auf, die auf den ersten Blick mit dem
Reizdarmsyndrom nichts zu tun haben. Die Kranken fühlen sich ständig ausgelaugt, erschöpft und müde. Die
Konzentration fällt ihnen zunehmend schwerer und Kreislaufstörungen gesellen sich hinzu. Die Schmerzen strahlen in
den Kopf und die Gliedmaßen aus und die Beschwerden können sogar mit Fieber einhergehen. Dann ist höchste Vorsicht
geboten, besonders wenn Blut im Stuhl sichtbar ist oder die Patienten noch stark an Gewicht verlieren.
Die aus diesen Begleiterscheinungen resultierende starke Beeinträchtigung der Lebensqualität erfordert
eine engmaschige ärztliche Behandlung, um die Krankheit lindern zu können.
Die nervliche Belastung ist nicht zu unterschätzen
Stresssituationen und nervliche Belastungen können sich direkt über das zentrale Nervensystem auf den Darm
auswirken. Die Verdauung ist nicht nur von einer intakten Darmflora abhängig, sondern auch von einer angepassten
Darmperistaltik. Ist die Darmperistaltik verlangsamt, kommt es zu Verstopfung, ist die Peristaltik beschleunigt, zu
Durchfall. Stress kann die Darmperistaltik beeinflussen. Allein die Angst davon, Durchfall bekommen zu können, kann
Stress auslösen und somit zu Durchfall oder Verstopfung führen. Es ist daher wichtig, dass die Patienten über die
Zusammenhänge von Stress und Verdauungsproblemen aufgeklärt werden.
Die Symptomatik einer Reizdarmerkrankung kann nur gelindert werden, wenn die Betroffenen aktiv an der Therapie
beteiligt sind. Entspannungsübungen wie Yoga und Tai Chi können Linderung bringen. Zusätzlich ist eine
Nahrungsumstellung hilfreich, besonders, wenn Nahrungsunverträglichkeiten diagnostiziert wurden.
Mit beteiligt sein können auch andere Krankheiten wie Collistis ulcerosa und Morbus Crohn, die ebenfalls einer
Behandlung bedürfen. Entsprechende Therapien können das Reizdarmsyndrom erheblich lindern.
Bestimmte Nahrungsmittel, gegen die eine Unverträglichkeit vorliegt, sollten nach Möglichkeit gemieden werden.
Ernährungsberater können Reizdarmpatienten beibringen, wie sie durch die richtige Ernährung die Symptomatik
beeinflussen können. Durch die Aufklärung und Mitarbeit des Patienten kann der Stress langsam abgebaut und
gemindert werden. Angst- und Panikattacken treten seltener auf, wenn Patienten erkennen, dass sie aktiv ihr
Wohlbefinden beeinflussen können. Die Vermeidung von Reizstoffen in der Ernährung hilft oft besser als
Medikamente.
Der Umgang mit der Krankheit ist erlernbar
Patienten, die die Zusammenhänge der Krankheit erkannt haben und sich dementsprechend verhalten, können die
Symptome langfristig lindern. Die Einschränkungen im Alltag, die die Patienten aufgrund der Krankheitssymptomatik
hinnehmen mussten, nehmen dann im Laufe der Zeit ab. Je entspannter die Betroffenen mit dem Reizdarmsymptom umgehen
können, desto geringer werden die Auswirkungen.
Zusätzlich zur Nahrungsumstellung und dem Erlernen von Entspannungsübungen, kann die Darmflora saniert werden.
Analysen des Stuhls können anzeigen, welche Darmbakterien und Mikroorganismen in der Darmflora fehlen. Diese können
dann gezielt wieder angesiedelt werden. Der Darm ist im Körper nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern auch
für die Stärkung des Immunsystems. Funktioniert die Verdauung nicht regelrecht, wird dadurch auch das Immunsystem
geschwächt. Eine wahre Kettenreaktion entsteht, die unterbrochen werden muss. Ein Darm, der zu einer schnellen
Peristaltik neigt, ist nicht in der Lage, dringend benötigte Vitamine, Nährstoffe und Mineralien aus der Nahrung zu
extrahieren. Es kann zu einer Mangelernährung und zu Vitaminmangel kommen, obwohl der Patient ausreichend Nahrung
zu sich nimmt.
Die Therapie des Reizdarmsyndroms ist daher nicht nur von entscheidender Wichtigkeit, um das persönliche
Wohlgefühl zu steigern, sondern auch um die Gesundheit des gesamten Organismus zu erhalten. Betroffene, die unter
den bekannten Symptomen des Reizdarmsyndroms leiden, sollten daher unbedingt einen Arzt aufsuchen und sich
untersuchen lassen. Nur durch eine ausführliche Diagnostik kann eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen und die
Therapie eines Reizdarmsyndroms begonnen werden. Ein Reizdarmsyndrom gilt als gutartige Erkrankung, die aber
chronisch-rezidivierend verlaufen kann.
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