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"Beliebte" Reizdarm Medikamente

"Beliebt" ist ein relativ vieldeutiger Begriff.

Vor allem im Bereich der Therapie: beliebt bei Therapeuten oder bei Patienten?

Auf jeden Fall sind Medikamente beim Reizdarm beliebt, denn das bedeutet für den Patienten, dass er erst einmal nichts an seinem Verhalten ändern muss.

Bei Therapeuten sind Medikamente zum Einnehmen ebenfalls "beliebt", denn dann muss statt "Aufklärung" nur ein Rezept ausgefüllt werden...

Uns so kommt eine Vielzahl von Medikamenten beim Reizdarmsyndrom zum Einsatz. Arzneimittelstudien haben ergeben, dass der Einsatz folgender (zum Teil völlig verschiedenartiger Mittel), einzeln oder in Kombination zum Einsatz kommen:

  • Betablocker
  • Opiatabkömmlinge
  • Dopaminantagonisten
  • Kalziumantagonisten
  • Spasmolytika
  • Antikonvulsiva
  • Pfefferminzöl
  • Antidepressiva
  • Anticholinergika
  • Ballaststoffe und sogar Tranquilizer.

Die Vielzahl der Medikamente und Wirkstoffgruppen zeigt ein gewisse Beliebigkeit bei der Therapie des Reizdarmsyndroms und scheint stark abhängig von der "Vorlieben" des entsprechenden Therapeuten zu sein.

Dabei ist klar: einzelne Krankheitssymptome können durch den Einsatz der verschiedenen Wirkstoffe gelindert werden, aber eine gänzliche Therapie des Reizdarmsyndroms scheine beim Blick auf obige Liste kaum möglich. Studien zeigten zudem, dass die meisten Reizdarmpatienten auffallend gut auf Plazebos ansprechen - und eine Polypragmasie (Verordnung vieler Medikamente) sollte vermieden werden.

Die (schulmedizinische) Therapie sollte sich auf die Hauptbeschwerden beziehen

Das Beschwerdebild der Reizdarmpatienten kann sehr unterschiedlich sein. Manche der Patienten beklagen eine Neigung zu Durchfällen, andere leiden eher unter Verstopfungen oder einem Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung.

Gegen die Obstipationen hilft die Gabe von Ballaststoffen oder Glycerinzäpfchen. Abführmittel (Laxantien) sollten vermieden werden, weil es nicht nur zu Missbrauch kommen kann, sondern die Darmgesundheit zusätzlich geschädigt werden kann. Begleitend kann eine Ernährungsberatung helfen, damit die betroffenen Patienten lernen können, die Beschwerden durch eine angepasste Nahrungsaufnahme positiv beeinflussen zu können. Faser- und ballaststoffreiche Kost ist zu bevorzugen. Leinsamen und Weizenkleie sollten bewusst in die tägliche Nahrung integriert werden.

Patienten die schwerpunktmäßig unter Diarrhöen (Durchfall) leiden, können mit loperamidhaltigen Medikamenten therapiert werden, sollten aber zusätzlich auf Nahrungsunverträglichkeiten und Allergien getestet werden. Bei bestätigten Nahrungsmittelallergien sollte auf die Verwendung dieser speziellen Lebensmittel prinzipiell verzichtet werden.

Die Wahl der Nahrungsmittel hat einen großen Einfluss auf die Darmgesundheit und Peristaltik. Einige Lebensmittel sind bekannt für ihre ausgleichende und heilende Wirkung. Flohsamen, Haferflocken und frischer, geriebener Apfel, wirken positiv bei Obstipationen und Diarrhöen. Patienten, die am Reizdarmsyndrom erkrankt sind, sollten lernen, auf die Reaktionen ihres Körpers zu achten. Ein Ernährungstagebuch kann sehr hilfreich dabei sein, Nahrungsmittel zu finden, auf die der Körper positiv oder negativ reagiert. So kann es möglich sein, dass Patienten, im Laufe der Zeit, durch angepasste Nahrung, ihr Beschwerdebild verbessern und die Symptome der Erkrankung lindern können.

Patienten, die unter Blähungen und Spannungsgefühlen leiden

Das Reizdarmsyndrom gilt als chronisch-rezidivierende Erkrankung, die nur schwer medikamentös zu therapieren ist. Häufig gelten stressbedingte Belastungen als Auslöser dieser Krankheit. Prozentual leiden die meisten Erkrankten, die unter Stress leiden, eher unter Blähungen und Spannungsgefühlen, als unter Diarrhoen oder Obstipationen. Eine Vermischung der Symptome ist aber ebenfalls möglich. Antidepressiva wie Desipramin oder Amitriptylin haben Erfolge zeigen können. Die Therapieproblematik liegt allerdings in allen Fällen in der Behandlungsdauer. Für die meisten Patienten ist es nicht vertretbar, Medikamentenkombinationen über Jahre hinweg zu verordnen.

Es steht daher im Vordergrund, nicht nur die Symptome, sondern auch die Auslöser dieser Symptome zu bekämpfen. Patienten, die unter stressbedingten Darmbeschwerden leiden, sollten daher nicht nur medikamentös behandelt werden, sondern zusätzlich lernen, besser mit Stress umgehen zu können, oder diesen ganz zu vermeiden. Psychotherapeutische Maßnahmen können ebenso hilfreich sein, wie Entspannungsübungen. Die Problematik liegt in der Unterschiedlichkeit der Patienten. Jede Therapie muss individuell entwickelt werden. Dies ist nur möglich, wenn der behandelnde Arzt die Möglichkeit hat, den Patienten kontinuierlich zu untersuchen und die Therapieergebnisse engmaschig dokumentieren zu können.

Patientenaufklärung ist entscheidend wichtig!

Patienten, die unter dem Reizdarmsyndrom leiden, müssen lernen, mit dieser Krankheit umzugehen. Eine schnelle, therapeutische Hilfe ist zumeist nicht möglich. Entspannungsübungen, Nahrungsumstellungen und andere Therapiemöglichkeiten bieten keine schnelle, sondern nur eine langfristige Linderung der Beschwerden. Ärzte, die Patienten mit Reizdarmsyndrom behandeln, sollten diese daher über die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Medikamente aufklären. Laxantien eignen sich keinesfalls zur Dauertherapie, können aber, in Einzelsituationen genutzt, schnelle und wirksame Linderung bringen. Bei einer starken Verstopfung kann zusätzlicher Stress entstehen, wenn keine Erleichterung abzusehen ist. Dieser zusätzliche Stress kann zu weiteren Beschwerden führen.

Patienten sollten daher lernen, Notsituationen zu erkennen, und diese, medikamentös verantwortungsvoll, in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker, zu therapieren. Danach kann wieder präventiv, durch eine angepasste Ernährung, das persönliche Wohlbefinden stabilisiert werden.

Durch ein gekonntes Zusammenspiel präventiver Maßnahmen und Medikamentgaben in Stresssituationen kann auf Dauer eine Stabilität aufgebaut werden, die keine weiteren Gesundheitsschädigungen mit sich bringt. Sobald Patienten diese Möglichkeit der aktiven Symptomverbesserung erkennen, verschwinden langsam auch die Angst- und Panikattacken.

Ist dieser Zeitpunkt erreicht, könnten die Antidepressiva reduziert werden. Bei einem Reizdarmsyndrom muss nicht nur die Darmerkrankung therapiert werden, sondern der Patient als Ganzes.

Die Ängste vor den möglichen Symptomen können den Patienten oft nur genommen werden, wenn sie die Möglichkeit haben, Loperamid (Diarrhoe), Bifiteral (Obstipation) oder Pfefferminzöl (wirkt entspannend bei Spannungsschmerzen, auch bei Migräne) mit sich führen zu können, wenn ein wichtiger Termin ansteht. Das ist für mich auch erst einmal völlig in Ordnung. So bekommen die Patienten nicht nur das Gefühl, sondern auch die Möglichkeit, sich in Krisensituationen selber helfen zu können.

Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, steigt die Angst vor Beschwerden und somit der persönliche Stress. Ein Kreislauf, der durchbrochen werden sollte. Ob dies mit "klassischen" Medikamenten oder mit Naturheilverfahren geschieht entscheiden Sie als Patient.