Reizdarm-Syndrom: welche Medikamente können helfen?
Menschen mit Reizdarm-Syndrom leiden an den vier Haupt-Symptomen Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und
Blähungen. Bevor eine Verhaltens-Therapie und eine Ernährungsumstellung Linderung verschaffen kann, greifen viele
Patienten zu allerhand Präparaten, die teils rezeptpflichtig oder auch in Apotheken frei verkäuflich sind. Viele
pflanzliche Naturheilmittel können die Beschwerden ebenfalls erträglicher machen.
Oft ist die Mikroflora im Reizdarm gestört, das heißt, die Anteile der einzelnen Bakterien-Stämme sind
„unphysiologisch“ zusammengesetzt. Schon das erzeugt viele Beschwerden und eine unzureichende Aufnahme der
Nährstoffe. Dann können Probiotika die Besiedlung mit positiv wirkenden Keimen fördern. Besonders Präparate mit
Bifidobacterien und Escherichia coli Stamm „Nissle“ haben sich bewährt.
Der Reizdarm ist oft oder überwiegend auch ein Stress-Syndrom. Deswegen
verschreiben viele Mediziner sogar zentralwirksame Medikamente, die die Ursache der Darmbeschwerden beseitigen
sollen. Das ist natürlich nicht der Fall, trotzdem nehmen die geplagten Patienten die psychotropen Mittel gerne an.
Dann gewöhnen sich die Kranken auch noch an Antidepressiva wie Amitryptlin oder Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer.
Diese Behandlung ist, wie die meisten anderen Therapien des Reizdarmes, nur auf die Beseitigung der Symptome
gerichtet. Dabei ist der Einsatz von Psychopharmaka natürlich besonders kritisch.
Es ist verständlich, dass Menschen mit Bauchschmerzen, insbesondere bei krampfartigem Auftreten, zu stark
wirksamen Medikamenten greifen. Doch beim Reizdarm-Syndrom haben sich sogar die peripher wirksamen NSAR (Ibuprofen)
als ungünstig erwiesen. Ganz verboten sind die Opioide (Tramadol), die nicht nur süchtig machen, sondern auch die
Darmperistaltik verlangsamen. Der Effekt fördert dann die ohnehin schon vorhandene Verstopfung. Ausnahmsweise
können die Patienten 5-HT3-Antagonisten nehmen, um heftiges Erbrechen zu unterdrücken.
Gegen den Durchfall, der im Zuge der chronischen Darmerkrankung auftritt, können krampflösende Mittel genommen
werden. Die besten Mittel sind allerdings eine ballaststoffreiche Ernährung und der Verzehr von Kräutertees, wobei
Kümmel und Pfefferminze besonders effektiv sind. Ärzte empfehlen gelegentlich auch 5-HT3-Antagoniotsen bei
Patienten, denen sonst kaum geholfen werden kann. Der Schulmediziner verschreibt sogar bei Durchfall synthetische
Opioide wie Loperamid.
Gegen die Verstopfung helfen Abführmittel oder Präparate, die den Stuhlgang weicher machen. Zur
erleichterten Stuhlentleerung eignen sich Präparate aus der Gruppe der osmotischen Laxanzien vom Macrogoltyp.
Eine Verflüssigung des Stuhls durch Wasser-Sekretion in den Dünndarm bewirkt Lubiproston.
Auch das Spasmolytikum Buscopan wird gegeben, um die Darm-Motiliät zu verbessern und so den Abgang der Fäzes zu
ermöglichen. Flohsamenschalen sind ein phytomedizinisches Präparat, das die Darmbewegung aktiviert und damit auch
den Verdauungs-Prozess verbessert. Verstopfungen werden so vorgebeugt.
Gegen Blähungen werden oftmals Medikamente wie das Simeticon verschrieben, die die Schaumbildung
überschüssiger Darmgase beseitigen sollen, wodurch die Volumina einfach ausgeschiedenen werden können.
Oft stehen auf den Indikations-Listen Präparate, die hier aus naturheilkundlicher Sicht abzulehnen sind, wie ich
auch im Beitrag "Beliebte Medikamente gegen Reizdarm" zeige.
Antibiotika greifen die Darmflora an und können das
Reizdarm-Syndrom sogar noch verstärken. Starke Analgetika und Antidepressiva sind das Mittel der Wahl nur bei sehr
schweren Schmerzzuständen oder therapieresistenten Depressionen. Statt dieser schweren Eingriffe in die Physiologie
sollte das Augenmerk auf die Ernährung, die Regeneration der Darmflora
und Entspannungstechniken gerichtet werden.
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